TIMES / Woods Art Institute, Wentorf

TIMES

Eröffnung opening 23.04.2023
23.04. – 07.01.2024

Künstler*innen artists 
Vanessa Beecroft, Dimitris Tzamouranis, Thomas Judisch

Infos
https://woodsartinstitute.com/aktuell/

WAI Woods Art Institute
Golfstraße 5
21465 Wentorf bei Hamburg

In der Halle der WAI Galleries zeigen wir erstmals parallel eine zweite Ausstellung.
TIMES zeigt Werke von Vanessa Beecroft, Dimitris Tzamouranis und Thomas Judisch.

Im Zentrum dieser Ausstellung steht die mehrstündige Videoarbeit „VB48“ von Vanessa Beecroft.
Am 3. Juli 2001, kurz vor der Konferenz der G8 in Genua, inszeniert die italienische Künstlerin Vanessa Beecroft im Saal des Palazzo Ducale afrikanische Migrantinnen nach der Art eines Tableau vivant. Ihr an Caravaggio erinnerndes Werk spielt mit dem Kontrast von Macht und Ohnmacht, verkörpert durch die Paläste der Stadt und die Verletzlichkeit der afrikanischen Migrantinnen, die wie verloren in dessen Mauern stehen.

Flankiert wird „VB48“ von Malereien des griechischen Künstlers Dimitris Tzamouranis aus dessen Serie „Mare Nostrum“.

Das Konzept, das den Malereien zugrunde liegt, beruht auf dem Gebrauch einer rhetorischen Figur. Tzamouranis arbeitet in diesen Bildern mit der Figur der Verkehrung. Er zeigt in ihnen etwas, was er im Grunde gar nicht zeigt.
Seine Meeransichten bezeichnen ganz präzise Orte, die durch die geografischen Koordinaten der Titel kenntlich gemacht werden. Dort sind in der Vergangenheit Flüchtlinge bei dem Versuch, auf illegalem Weg Europa zu erreichen, mit ihren Schiffen untergegangen und gestorben. Sie wollten von Nordafrika aus auf verschiedenen Routen Griechenland oder Italien erreichen. Der Künstler ist mit seinem Boot vom griechischen Kalamata aus, seiner Geburtsstadt, diesen Fluchtwegen hinterher gesegelt. Bis dahin, wo sich die Tragödien ereignet haben. In eine von ihm erstellte Seekarte, die seine „Mare Nostrum“- Bilder begleiten, hat Dimitris Tzamouranis die Unglücksorte eingetragen. Im Grunde werden seine Werke dadurch zu Memorabilien. Mit Hilfe gemalter Allegoresen halten sie die Erinnerung an die Katastrophen wach. Absenz und Präsenz, die Toten und das Meer, sind dialektisch aufeinander bezogen.
Das Meer zeigt sich hier nicht wie in so vielen Seestücken der Vergangenheit als erhabenes Naturwunder, das es vom Betrachter andächtig zu feiern und zu bestaunen gilt, sondern eher als eine Art brüllendes Ungeheuer*.

Eine Mauer aus Schlafsäcken positioniert sich neben diesen Werken mitten im Raum. Bei genauerem Hinsehen erfährt man, das die Hüllen mit Zeitungspapier gefüllt sind. Randvoll gestopft mit täglichen Meldungen des politischen Geschehens aus aller Welt. Also doch keine echten Schlafsäcke, sondern nur das romantische Bild einer Reisegruppe oder gar die traurige Realität Jener, die auf der Flucht sind und Schutz suchen?
Die Skulptur „Tausend und eine Nacht“ von dem Dresdner Bildhauer Thomas Judisch lädt zum Gebrauch ein. Sie gibt Halt und hilft, sich mit den Werken zu verbinden.